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Nienborg

17.05.2022

Das historische Dorf überrascht mit einer Vielfalt an Sehenswürdigkeiten in seiner Altstadt. Vor Jahrhunderten war es eine der mächtigsten Burgen in der Region und seine Straßen bieten einen interessanten Spaziergang durch die Geschichte dieses schönen Dorfes.

Orte zum Besuchen:

Hohes Haus: Das Hohe Haus überragt mit seinem für das Münsterland typischen Dreistaffelgiebel die gesamte Burganlage. Das Hohes Haus war Teil der Ringburganlage Nienborg und befand sich auf seiner Nordseite. Diese Ringburg wurde 1198 vom Bischof Hermann II. von Katzenelnbogen aus Münster an der Grenze zu den benachbarten Ländereien erbaut. Diese Burg entwickelte sich sehr schnell zur mächtigsten Festung des Fürstentums. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, die wichtige Handelsroute zwischen Münster und Deventer zu schützen. Die Verwaltung des Schlosses lag in den Händen einer Zusammenschlusses von Bürgern. Um 1359 leitete ein "Ambtmann" das Anwesen, der ab 1364 das erstmals erwähnte Hohe Haus in der Oberburg bewohnte. Im 16. Jahrhundert wurde das Haus modernisiert und um das heutige Gebäude im Renaissancestil erweitert.

Im Laufe der Zeit wurde das Amtsgebäude des Ambtmanns einem Mitglied der nicht-adeligen Familie Von Sasse übertragen, bevor es zur Familie von Tork und zur Familie Droste zu Vischering wechselte. Das Hohes Haus wurde 1834 von Theodor von Heyden gekauft und in ein Bürogebäude umgewandelt. Nach seinem Tod ging das Hohes Haus 1905 über seine Töchter an seinen Vetter Ludwig von Bönninghausen und 1967 über auf seinen Sohn Baron Ludwig von Bönninghausen, der dort bis zu seinem Tod 2005 lebte.


Burgtor: Der jetzige Bau stammt im Kern aus dem 14. Jahrhundert. Es handelt sich um ein etwa quadratisches zweistöckiges Bauwerk aus Bruchstein mit einem Zeltdach. Das Siegel der Nienborger Burgmannschaft zeigt über einer von einem offenen Doppeltor und zwei Fensteröffnungen durchbrochenen Zinnenmauer einen dreigeschossigen Turm mit Haubendach und Wehrgang. Wahrscheinlich entspricht diese Darstellung dem ehemaligen Aussehen des Torhauses. Zu beiden Seiten des Torhauses befanden sich früher hohe Warttürme. An der Außenseite vor dem Tor befand sich die Zugbrücke über dem Burgraben.

Bis 1811 gehörte das "Burgtor" der Burgmannschaft. "Das Haus des Burgpförtners, das Burgtor nebst dem alten Turm, der Platz, worauf dieser gestanden bzw. noch steht", wurde im selben Jahr zum Verkauf angeboten. Rudolph Plenter, die Familie Plenter stellte generationenlang den Burgpförtner, erwarb den Komplex für 81 Reichstaler.


Haus Keppelborg: Dieser Burgmannshof ist als Zweiflügelbau im Zuge der alten Burgmauer errichtet worden. Der ältere Gebäudeteil besteht aus einem zweistöckigen, unterkellerten Herrenhaus, im jüngeren Abschnitt war der Wirtschaftstrakt. Der Kern des Gebäudes stammt aus dem 15. oder 16. Jh.
Der Burgmannshof ist über längere Zeit im Besitz der Familie von Keppel gewesen.


Wassermühle: Im Mittelalter entstand die bedeutendste Mühle der Gegend, die Fürstbischöfliche Kornwassermühle zu Nienborg. Zwischen 1397 und 1400 entstand gegenüber der Kornmühle eine Wassermühle zum Ölschlagen.

Die Ölmühle wurde vermutlich in der 2. Hälfte des 16. Jh. zu einer Walkemühle umgebaut. 1984 wurde die Mühle umgebaut und diente dem Heimatverein Nienborg als Heimatstube. Heute befindet sich die Mühle in Privatbesitz.


Lange Haus: Der ehemalige Burgmannshof, das "Lange Haus" auch "Raesfelder Hof", "Delwigsches Haus" oder "Amtshaus" genannt, ist ein langgestrecktes, zweigeschossiges Giebelhaus in Traufenstellung, im Kern aus dem 16. Jh. und mehrfach umgebaut worden.


Kirche St. Peter und Paul: Im Jahre 1907 weihte Bischof Hermann Dingelstad die unter dem Patronat der Apostel Petrus und Paulus stehende Kath. Pfarrkirche ein. Um 1970 erfolgte eine Renovierung des Gotteshauses; insbesondere die Neuausmalung und Neugestaltung des Inneren.

Bei einem Rundgang durch das Kirchengebäude sind bedeutende kunsthistorische Gegenstände und Skulpturen aus dem 14. und 15. Jh. wie etwa die Pieta oder Figuren der Hl. Katharina von Alexandrien, der Hl. Anna Selbdritt oder des Hl. Antonius Abbas sowie der Taufstein zu finden. Die qualitätsvoll aus Eichenholz geschnitzte Kreuzigungsgruppe mit dem Kruzifix und den Assistensfiguren Maria und Johannes und Petrus und Paulus stammt aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts. 


Der Wilde Bernd: Bernd, ein Bürger Nienborgs, war zu seiner Zeit als Wilddieb bekannt. Im 30jährigen Krieg, etwa um 1633, bemerkte er auf einem seiner Streifzüge feindliche Truppen. Er warnte die Burgbesatzung. Nienborg blieb somit unversehrt und frei. Sein Mut machte ihn zum "Helden". Die Burgmänner dankten ihm seine Aufmerksamkeit und gewährten ihm die Erfüllung von drei Wünschen. Bernd erbat daraufhin: "Frie fisken, frie jagen und frie schieten in`n Grawen." Diese Privilegien der Burgmänner wurden ihm gewährt. Aufmerksam, stolz und skeptisch schaut er uns an.

"Der bessere Teil der Tapferkeit ist Vorsicht", von diesem Gedanken hat sich wohl auch Bernd leiten lassen, als er die Burgbesatzung vor einem Überfall warnte. Die Dorfbewohner suchten Schutz auf der Burg, die wehrfähigen Männer trafen Vorbereitungen zur Verteidigung und Bernd schaute außerhalb der Burg dem schrecklichen Treiben zu. Als der Erfolg der Angreifer unabwendbar schien, töte er mit einem gezielten Schuss deren Anführer und trieb sie dadurch in die Flucht. Nienborg blieb unversehrt und frei.

Sein Mut machte ihn zum "Helden von Nienborg". Die Burgmänner, die "Kapeleren" dankten ihm und stellten ihm drei Wünsche frei. Bernd erbat sich die Privilegien der Burgmannen: "Frie fisken, frie jagen und frie schieten in´n Grawen.

Die Burgmänner behielten sich das Recht vor, ihre Fäkalien in den Burggraben zu leiten; den Bürgern war es untersagt. Vielleicht hat gerade deshalb der dritte Wunsch allgemeine Heiterkeit hervorgerufen. Bernd wurden dem Vernehmen nach aber alle drei Wünsche erfüllt. 


Fotografien aus Nienborg:


Quelleverweise: