Bocholt
An der Grenze, die den Niederrhein und die Niederlande trennt, liegt diese interessante Stadt. Seine industrielle Vergangenheit, seine Sehenswürdigkeiten und die grüne Landschaft, die die Stadt umgibt, machen Bocholt zu einer schönen Stadt, in der Geschichte, Natur und Moderne zusammenkommen.

Orte zum Besuchen:
Historisches Rathaus: 1606, als die Stadt gerade beginnt, sich von den Notjahren des Spanisch-Niederländischen Krieges zu erholen, entstehen erste Pläne zum Neubau eines Rathauses. Dass allerdings im Jahr der Grundsteinlegung 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach, der erneut Unheil und große Kosten über Bocholt bringen sollte, konnten die Erbauer des neuen Rathauses nicht wissen. Vom Kriege zunächst unbehelligt, konnte der Außenbau bereits 1619 beendet werden.
"Curia, qua elegantia superiorem, nedum parem habet patria, probat Magnificentiam" - Im Jahre 1747 lobte in lateinischen Worten der Vredener Scholastiker und Historiker Jodocus Hermann Nünning das Gebäude überschwänglich. Das oben angeführte Zitat von J.H. Nünning zeigt, dass man sich auch im 18. Jahrhundert - trotz Barockzeitalter - noch des Wertes dieses Bauwerks bewusst war, das eindrucksvoll das Selbstbewusstsein dieser Stadt zeigt. Im 19. Jahrhundert begann dann der Niedergang des Rathauses, zumal sich in der Öffentlichkeit das Bewusstsein seiner Bedeutung "als Zeichen städtischer Hoheit" verringerte. Die gesamte Inneneinrichtung wurde zerschlagen und in alle vier Winde zerstreut, insbesondere, nachdem der Bau 1827 als Gerichtsgebäude vermietet und den Bedürfnissen eines Gerichts entsprechend umgestaltet wurde. 1911, bei Auszug des Amtsgerichtes, war das Gebäude dermaßen verfallen, dass eine vollständige Restaurierung unumgänglich war. Diese wurde jedoch wegen des 1. Weltkrieges und aus Mangel an Geld bis 1928 verschoben und konnte erst 1934 beendet werden. Beim großen Luftangriff auf Bocholt am 22. März 1945 wurde das Rathaus erheblich beschädigt und brannte bis auf die Außenmauern ab.
Heute ist das Gebäude wieder ein Wahrzeichen der Stadt.
St. Georg Kirche: Der gotische Tempel ist die älteste Kirche in Bocholt. Die Kirche wurde 1415 auf den Fundamenten einer alten romanischen Kirche erbaut und ihr Bau dauerte aufgrund einiger Probleme in der Stadt mehr als 40 Jahre, bis der Bau der Kirche 1486 abgeschlossen wurde. Bei der Bombardierung vom 22. März 1945 wurde der Tempel zerstört. Die Ruinen des Tempels wurden 1946 gesäubert und nach der Beseitigung der Trümmer konnte die Gemeinde ihre Gottesdienste innerhalb der baufälligen Mauern des Tempels wieder aufnehmen. Der Abschluss der Umbauarbeiten dauerte jedoch bis 1958, als der Turm fertiggestellt war.
Trotz der großen Zerstörung enthält die Kirche beeindruckende Kunstwerke, von denen einige in der Kirche ausgestellt sind. Nach der Rekonstruktion des Tempels behält das Gebäude das ursprüngliche gotische Design bei, mit Ausnahme einiger Details, die für immer verloren gegangen sind, wie Ornamente und Dekoration, der alte Altar, das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und der Barocker Turmhelm.
Liebfrauenkirche: Seit der Stadterhebung im Jahre 1222 wuchs die Bevölkerung derart an, daß eine Kirchengründung im Stadtteil "Schoneriberg" erforderlich wurde. Grundlage bildeten Schenkungen der Familien Thilemann van Essincholte und des Rates von 1310.
Im 15. Jahrhundert bezeichnete man die Liebfrauenkirche als die "Neue Kapelle". Zur Rekatholisierung ließen sich 1626 Minoriten in Bocholt nieder, denen man die Liebfrauenkirche überließ. Die Niederlassung wurde 1811 aufgehoben. Dem Klosterbau aus dem Jahr 1669 folgte 1786 ein Kirchenneubau. Die mittelalterliche Kirche wurde 1792 abgebrochen. Zu den im 14. Jhd. gegründeten beiden Frauenklöstern Weißes und Schwarzes Kloster kam Mitte des 15. Jahrhunderts das Schwesternhaus Marienberg am Schonenberg nach der Augustinerregel hinzu, das 1803 aufgehoben wurde. Die Kapelle diente seit 1902 als Krankenhaus- und Gymnasialkapelle.
Zwischen 1912 und 1913 wurde der Tempel reformiert, wobei der Glockenturm und das heutige Hauptschiff des Tempels gebaut wurden, wobei die ursprüngliche Kirche als einfache Kapelle innerhalb der neuen Kirche belassen wurde. Heute ist diese Kapelle als Minoritenkirche oder Werktagskapelle bekannt.
1945 brannte die Kirche vollständig ab und wurde 1955 restauriert.
St. Josef Kirche: Die Kirche wurde in den Jahren 1896 und 1897 nach Plänen der münsterschen Architekten Kersting und Wenking im Stil der Neugotik gebaut. Das Grundstück von etwa 7500 m2 lag vor dem Neutor und wurde der Gemeinde von den Familien Ww. Ketteler, Albert Beckmann und Karl Drießen für den Kirchbau geschenkt. Im Frühjahr 1896 begannen die Arbeiten für die dritte Kirche in Bocholt. Am 31. Mai 1896 wurde dazu durch Weihbischof Maximilian van Gahlen, einem Onkel des späteren Bischofs Clemens August, der Grundstein gelegt.
Als beim Bombenangriff am 22. März 1945 die Stadt Bocholt in Schutt und Asche versank, wurde auch die Pfarrkirche St. Josef erheblich beschädigt. Erst Jahre später war die Kirche weitestgehend wiederhergestellt. Der Bombenangriff 1945 richtete am Gotteshaus große Schäden an. Der Helm des 84 Meter hohen Turmes brannte völlig ab. Am Dreifaltigkeitssonntag (12. Juni 1949) war die Kirche soweit wiederhergestellt, dass sie für den Gottesdienst genutzt werden konnte.
St. Agnes Kapelle: Schon einige Zeit vor 1447 entstand in Bocholt ein Schwesternkonvent. 1447 kauften die Schwestern am Schonenberg ein Haus, das der hl. Agnes geweiht wurde. Seit ca. 1455 gab es eine erste kleine Kapelle. Da der Schwesternkonvent einen großen Zulauf hatte, wurde 1486 die heutige St. Agnes Kapelle gebaut. Das Kloster überlebte die Reformation und den Dreißigjährigen Krieg und existierte bis zur Säkularisation im Jahre 1803. Seit 1818 wurde Teile des Klosters durch die junge evangelische Gemeinde genutzt, und zwar für die Gottesdienste, zur Unterbringung der ev. Schule und des ev. Pfarrers.
Wegen Umzugs der ev. Gemeinde in die 1901 erbaute Christuskirche, kaufte das 1875 am Schonenberg neu erbaute St.-Agnes-Hospital im Jahre 1898 die St. Agnes-Kapelle. Der Bombenangriff auf Bocholt am 22. März 1945 vernichtete neben dem Krankenhaus auch die St.-Agnes-Kapelle bis auf die Umfassungsmauern. Am 19. Oktober 1953 wurde das Gotteshaus wiedereingeweiht und stand dem Hospital zur Verfügung. Nach dem Umzug des St.-Agnes-Hospitals nach Stenern im Jahre 1985 wurde 1991 am Schonenberg das neue Diepenbrock-Altenheim errichtet. Am 19. Oktober 1993 erfolgte die Wiedereröffnung der St. Agnes Kapelle durch Weihbischof Demming. Sie wird seitdem insbesondere von den Bewohnerinnen und Bewohnern des Altenheims genutzt.
Christuskirche: Die Kirche wurde in den Jahren 1900 bis 1901 in nur 18 Monaten vom Architekten Julius Otter aus Wesel erbaut. Ende des 19. Jahrhunderts war die bisherige Kirche der im Jahr 1819 gegründeten Evangelischen Kirchengemeinde Bocholt zu klein geworden. Deshalb wurde dieser Neubau, errichtet auf den Fundamenten der 1895 abgebrannten Spinnerei Schwartz, erforderlich.
Die Christuskirche ist mit ihren Fassaden aus leuchtend roten Ziegelsteinen und dem formenreich ausgestalteten Maßwerk, den zahlreichen Türmchen und den Portalen aus Baumberger Sandstein ein Musterbeispiel des für diese Zeit weit verbreiteten neugotischen Baustils. Der Kirchturm zählt zu den höchsten Erhebungen der Stadt. Mehr als sechs Jahrzehnte lang hieß das Gebäude einfach die "Evangelische Kirche". Als im Dezember 1963 die zweite ev. Kirche, die Apostelkirche, in Bocholt eingeweiht wurde, erhielt es den Namen "Christuskirche".
Herrenhaus Woord: Das Herrenhaus wurde 1792 bis 1795 erbaut. Das zweigeschossige Herrenhaus besteht aus Ziegel- und Werkstein mit Walmdach. Es wurde 1934 erweitert. Nach Kriegszerstörung wurden das Herrenhaus in alter, die Nebengebäude in veränderter Form wieder hergestellt. Im Park findet man beachtliche Figuren aus Schloss Ahaus um 1700.
Obelisk: Der Obelisk ist die Nachbildung eines preußischen Meilensteines auf dem Berliner Platz, erbaut 1985. Von seinem Standort sind es 470 km nach Berlin. Der Berliner Platz war lange Zeit ein "Symbol des Nachkriegsstädtebaus" und war insoweit vom nüchternen Wiederaufbau geprägt.